Sunday, 15. June 2025
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Niederbayern >> Thursday, 12. June 25

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Beitrag in der PNP vom 12. Juni.
Kommentar

Verbrenner-Lobby auf Brüssel-Reise – und die Presse fährt mit

Passau/ Regensburg/ Brüssel - Ein PNP-Redakteur reist nach Brüssel, begleitet die Delegation der bayerischen Autoindustrie und meldet sich mit der Frage zurück: „Comeback für den Verbrenner?“

Die Antwort liefert der Text gleich mit – allerdings nicht faktenbasiert, sondern lückenhaft und industriefreundlich. Christian Eckl, bekannt aus früheren Affären um einseitige Berichterstattung (siehe regensburg-digital.de, 2018), gibt sich als Sprachrohr der fossilen Lobby.

Was fehlt in seinem Text, ist bemerkenswert: Kein Wort darüber, dass ein E-Auto nur ein Drittel der Energie braucht, die ein Verbrenner durch Hitze und Reibung verschwendet. Kein Hinweis darauf, dass Solaranlagen auf dem Dach Strom für den eigenen Wagen liefern können – unabhängig von Tankstellen, Preisabsprachen und geopolitischen Krisen. Keine Einordnung zu den gesundheitlichen und ökologischen Schäden, die der Verbrenner weiterhin verursacht und die von der Allgemeinheit bezahlt werden.

Stattdessen: Raum für Zweifel, Relativierungen, Nebelkerzen. Ein EU-Beamter wird lächerlich gemacht, kritische Zahlen zur Batteriefertigung werden ohne Kontext ins Feld geführt, und das vermeintliche Comeback des Hybridantriebs wird als Hoffnung verkauft – obwohl es weder klimapolitisch noch technologisch eine Lösung darstellt.

Eckls Text ist kein Bericht, sondern ein Meinungsstück im PR-Gewand. Und die entscheidende Frage stellt er nicht: Wie lange noch leisten wir uns Journalismus, der Erderwärmung vorantreibt und Fortschritt bremst? Es braucht mehr als Industrie-Zitate und graue Wolken über Brüssel.

Hubert Jakob Denk

Information:

Wirkungsgradvergleich: Elektroautos wandeln etwa 70 bis 80 Prozent der eingesetzten Energie in Vortrieb um. Bei Verbrennern sind es nur 20 bis 25Prozent, der Rest verpufft als Hitze. Wer über Effizienz spricht, aber diesen Unterschied verschweigt, betreibt Desinformation.

Rekuperation: Elektromotoren können Bremsenergie zurückgewinnen, was in Städten Energieverbrauch und Feinstaub massiv reduziert. Verbrenner erzeugen einen erhöhten Abrieb durch Bremsstaub.

Dezentrale Energieversorgung: E-Autos können zu Hause oder mit eigener Solaranlage geladen werden. Für Eigenheimbesitzer ein unschlagbarer Autonomievorteil. Auch dieser Aspekt fällt unter den Tisch.

Systemkosten vs. Einzelpreis: Batterien machen Autos teuer – ja. Aber die Systemkosten sinken mit jeder Generation. Bei geleicher Baugröße und Gewicht hat sich die Kapazität der Batterien in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Die Forschung geht zu Öko-Batterien.

Externe Kosten: Die Belastung durch Feinstaub, Stickoxide oder CO₂ trägt bei Verbrennern die Allgemeinheit,sie bezahlt auch mit Gesundheitsschäden. 

Transparenzhinweis: Der Autor fährt seit neun Jahren ein vollelektrisches Auto. Der Verbrauch im Stadtverkehr und auf Landstraßen bewegt sich umgerechnet bei 1,5 Liter Sprit je 100 Kilometer. Mit dynamischem Stromtarif wird der Wagen zeitweise mit 18 Cent je Kilowattstunde betankt. Rückkehr zum Verbrenner - undenkbar.