Sonntag, 11. Juni 2023
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Passauer Land >> Mittwoch, 09. November 22

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Schweigeminute am Gedenkstein des NS-Mahnmals. (Foto: François Weinert/ mediendenk)
Erinnerungskultur

Passau: Platz-Taufe zum Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus

Die Stadt Passau hat heute Mittag einen Antrag erfüllt, den vor 75 Jahren die Hauptbetreuungsstelle für Verfolgte des NS-Terrors an den Stadtrat gestellt hatte: "einen Platz oder eine Straße in Passau (Ludwigsplatz, Ludwigstraße) in den `Platz der Opfer des Faschismus` umzubenennen."

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Die Stadt Passau hat einen neuen Platz benannt. (Foto: François Weinert/ mediendenk)
Die Platztaufe wurde einer gepflasterten Fläche an der Innpromenade zuteil, auf der seit 26 Jahren eine gitterartige Skulptur aus sechs Stahlpfeilern, je 7,40 Meter hoch, errichtet ist; erklärend beigefügt ein kniehoher beschrifteter Granitwürfel: "Den Opfern der nationalsozialistischen 
Gewaltherrschaft - Die Bürger der Stadt Passau 1996".

An diesem Mahnmal hält die Passauer Gesellschaft zweimal im Jahr Gedenkstunden ab: am 9. November, dem Jahrestag des Beginns der systematischen Verfolgung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung, er jährt sich heute zum 84. Mal; am 27. Januar, dem bundesweiten Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

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Lehrerin Monika Fecher hat mit ihrer Schulklasse die Gestaltung der Gedenkfeier übernommen. (Foto: François Weinert/ mediendenk)
An der heutigen Gedenkstunde zur Reichspogromnacht, bei der Oberbürgermeister Jürgen Dupper das Namensschild "Platz für die Opfer des Nationalsozialismus" enthüllte, nahmen rund 100 Bürgerinnen und Bürger teil; darunter vor allem politische Vertreter von Stadt und Land. Die Feier wurde von Schülerinnen und Schülern des Auersperg-Gymnasiums in Passau-Freudenhain gestaltet. Sie erzählten beispielhaft vom Schicksal verfolgter Menschen in der NS-Zeit, auch solcher, die keiner jüdischer Abstammung waren, aber sich mutig gegen Hitlers Gewaltregime stellten.

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Linke Aktivisten sorgen zu Beginn der Gedenkfeier für Irritation, als sie am Haus gegenüber ein Transparent entfalten. (Foto: François Weinert/ mediendenk)
An einem Haus gegenüber des neu bezeichneten Platzes spannten vermummte linke Aktivisten zwischen zwei Fenstern ein Transparent "Kein Gedenken mit Nazis!". Auch die jungen Mitwirkenden des Gymnasiums seien über die Aktion irritiert gewesen, sagte der OB am Rande der Gedenkfeier. Die Botschaft war wohl - was sich den wenigsten erschlossen haben dürfte - an ein bestimmtes Landtagsmitglied des rechten Spektrums gerichtet, das in vorangegangenen Gedenkfeiern am NS-Mahnmal mit in der ersten Reihe stand.

Es waren heute Vertreter aller Rathausparteien zugegegen, außer den Mitgliedern der AfD. Ob das Rathaus die Empfängerliste der Einladungen angepasst, konkrete Personen ausgenommen habe, wollte der Oberbürgermeister auf Anfrage nicht bestätigen. Gleichwohl, angepasst an das Ereignis, sei der Kreis der Geladenen unterschiedlich, erklärte er.

Oberbürgermeister Jürgen Dupper ließ in seiner Rede aufhorchen, als er von einer neuen Art von Judenfeindlichkeit warnte, die von Zuwanderern ausgehe. Es gibt konkrete Hintergründe: Es war zuletzt zu drei Freveltaten am NS-Mahnmal gekommen. Der Gedenkkranz der Stadt Passau wurde in den Fluss geworfen, mit Schmierereien verunstaltet die Skulptur. Bei den ermittelten Tätern, so Dupper, habe es sich jeweils um das von ihm angesprochene Klientel arabischer Herkunft gehandelt. Nichtsdestotrotz verbiete sich eine pauschale Verurteilung.    

 
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