Brennpunkt >> Montag, 13. April 09

Die Zentralredaktion der Passauer Neue Presse sieht mit gemischten Gefühlen einer Osterüberraschung entgegen: Gerd Hertle, Bildzeitungs-Feder im Ruhestand und einer der großen Haudegen des Boulevardblattes in den 90er Jahren, trainiert für mindestens drei Monate die PNP-Mannschaft.

Ist die Chefredaktion nicht selbst in der Lage, den neu strukturierten Laden nach dem Geschmack der Verlegerin auf Vordermann zu bringen? Chefredakteur Ernst Fuchs und sein Vize Werner Windpassinger könnten diese Personalie durchaus als brüskierend empfinden.

Es geht um den direkt der Chefredaktion unterstellten sogenannten Newsdesk. Hier arbeiten neuerdings die ehemaligen Ressortleiter und Redakteure für Bayern, Wirtschaft und Politik gemeinsam am runden Tisch.

Was wird die Aufgabe des ehemaligen Bildzeitungs-Redakteurs sein, der als Vize in München und zuletzt als Nachrichtenchef in der damaligen Hamburger Zentrale des Axel-Springer-Verlages wirkte? Der über 60-jährige Journalist soll, so wurde kund getan, bei der Suche nach guten Überschriften helfen, für bessere Bildbeschreibungen sorgen und Tipps geben, wie man richtig an Geschichten herangeht.

Das klingt fast so, als müssten lang gediente Redakteure der Heimatzeitung bei einem ehemals als „Einpeitscher“ gefürchteten Bildzeitungs-Macher nochmals in die Lehre gehen. Verschreckt das Ergebnis gar alte Stammleser mit noch mehr Boulevard?

Vor fünf Jahren ließ sich Bildzeitungsredakteur Hertle zum Ruhestand im Bäderdreieck nieder. Er schreibt ab und dann Kolumnen für die Pockinger PNP-Ausgabe, aber auch noch für BILD, wenn es um große Kriminalfälle geht, die er als Chefreporter betreute. Wie zum Beispiel den ungeklärten Mordfall um die beiden toten Kinder der Mutter Weimar.

„Ich möchte ein bisschen Heiterkeit und Fröhlichkeit in die Redaktion hineinbringen“, sagt Gerd Hertle. Es sei in den vergangenen Woche zu viel Unruhe hineingekommen.

Morgen, Dienstag, ist für den alten BILD-Mann der erste PNP-Tag.