Horst Stauber, Passauer Künstler und Galerist, ist am Sonntag im Alter von 81 Jahren verstorben.
Stauber war zeitlebens ein original der Altstadt. Da er keine Fahrerlaubnis besaß, war er stets mit seinem Fahrrad unterwegs. Seine Galerien am Residenzplatz entwickelten sich zu wichtigen Kunstzentren der Stadt.
Stauber, der 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, wollte mit seiner Kunst „etwas weitergeben, was [ihn] selbst bewegt“, wie er einmal sagte. Er galt als geselliger Mensch, der vielen Passauern in Erinnerung bleiben wird.
In Erinnerung veröffentlichen wir an dieser Stelle den Beitrag von Bürgerblick Nr. 164, der zu Staubers 80. Geburtstag erschien.
PIRAT AUF KURS
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Horst Stauber in seiner Galerie am Residenzplatz im November 2020. (Foto: Tobias Köhler/ Bürgerblick) |
Ein Passauer Original vollendet im April sein 80. Lebensjahr: Horst Stauber, Glaskünstler und Altstadt-Galerist. Vergeblich klingelt der BB-Fotograf zur verabredeten Zeit an der Haustür in der Innstadt. "Ich bin im Unteren Sand", berichtet der Protagonist am Mobiltelefon von seinem unerwarteten Ortswechsel. Weitere Überraschungen sollen folgen. Aus dem Fototermin wird ein unterhaltsamer Stadtrundgang.
Das Geburtstagskind des Monats wartet an diesem grauen Tag mit einem Bier in der Hand vor einer Crêperie. Regenschirm und Handy liegen griffbereit, er hat sich übers zerzauste schlohweiße Haar ein blau-weiß-gemustertes Piratentuch gebunden, seinen dunklen Künstlerschal in den Pullunder gesteckt. Nach einem kurzen Kennenlerngespräch sagt Stauber: „Lass uns alte Freunde besuchen!“ Und bricht auf, mit dem Bierglas in der Hand.
PNP-Journalistin Heidi Koenen hat Stauber, dem studierten Grafiker, im Vorjahr ein reizendes Porträt gewidmet: „Eigentlich wollte er in der Toskana leben oder in Rom, aber ureigentlich wollte er eine eigene Galerie in der Altstadt von Passau“, schreibt sie. Dieses Ziel hat sich für Horst Stauber vor gut 50 Jahren am Residenzplatz verwirklicht.
Der Spaziergang geht in die Grabengasse. Jeder scheint den Altstadtgaleristen zu kennen. Er bringt gute Laune mit. Zeit für die ersten Fotos. Sein Markenzeichen, das Fahrrad mit der Obstkiste am Gepäckträger, hat Stauber zuhause gelassen. Er fühle sich nicht mehr fit genug, sagt er.
Der Stoff seiner künstlerischen Leidenschaft, das Glas, hat Stauber von den Glashütten des Bayerischen Waldes hinaus in die Welt geführt; nach Venedig und Wien, nach Moskau, New York und Paris. Seine Objekte sind heute europaweit in Museen und Galerien zu finden. Koenen hat Staubers Lieblingsspruch zitiert: „Gestern stand ich noch vor einem Abgrund. Heute bin ich schon einen Schritt weiter…“
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Stauber bei Dreharbeiten mit Bürgerblick in einem Café am Residenzplatz. (Foto: mediendenk) |
Am Abgrund stand er wohl, als er 2020 seine Wohnung nahe der Galerie, das „Pauknerhaus“ in der Großen Messergasse, nach Jahrzehnten verlassen musste. Ein Investor entkernte die Immobilie zur Generalsanierung. Der "alte Baum" Stauber, Ortswechsel gewöhnt, hat neue Wurzeln geschlagen.
Auf zum nächsten Freund, den Betreiber eines Kaffeehauses in der Theresienstraße. Stauber posiert für das Foto hinter der Theke. Im Innenhof lassen sie sich nieder zum Mittagessen. Dort erzählt er eine Anekdote von seiner Residenzplatz-Galerie. Zu seiner Schulzeit habe es dort einen Laden für Briefmarken und Zigarren gegeben, in dem er auch Kunde war. 20 Jahre später träumte er von diesem Händler. Hinterher erfuhr er, es war an dessen Todestag. "Seid froh, wenn ich von euch nicht träume", sagt der Schelm und lacht.
hud/ dk