Die Gleichstellungsbeauftragte der UniversitĂ€t Passau hat den Veranstaltern eines Sportfestes nahegelegt, einen Gaudi-Wettkampf abzusagen: Burschen in Tracht sollten sich im âFensterlnâ messen, ĂŒber Hindernisse und Leitern möglichst schnell die Kammer einer âAngebetetenâ erklimmen.
Die Veranstaltungsreihe des Uni-Sportfestes sollte mit dem Programmpunkt "Fensterlkönig" eröffnet werden.
Die Gleichstellungsbeauftragte der Uni habe klar gemacht, dass der Wettbewerb um den âFensterlkönigâ gegen "das Gleichstellungskonzept" der UniversitĂ€t Passau verstoĂe und die Frau "zum Objekt degradiere". So erklĂ€ren die Veranstalter im Netz, warum sie das fĂŒr Donnerstag geplante Spiel absagen mussten.
âDer Genderwahnsinn nimmt Ăberhandâ, meldet sich der "Ring Christlich-Demokratischer Studenten" zu Wort. Auch die "Liberale Hochschulgruppe" befindet, es sei âweit am Ziel vorbeigeschossen" worden. âEs wurde nicht begriffen, dass es sich hier um das spaĂhafte Aufgreifen einer (ĂŒbrigens die Frau ehrenden) Tradition gehtâ, schreibt deren Sprecher.
Spielleiter geht Kompromisse ein
Wie Spielleiter Niko Schilling, ein niederbayerischer Lehramtsstudent fĂŒr Sport um Mathe berichtet, habe ihn die Gleichstellungsbeauftragte am Freitag frĂŒh telefonisch informiert: Auch das Sportfest habe sich an die Gesetze zur Gleichstellung, die an der Uni gelten, zu halten. âIch habe schnell bemerkt, dass ich bei ihr auf eine Wand stoĂeâ, sagt er. Beim Wettbewerb âWife Carryingâ â hier tragen Burschen ihre âBrĂ€uteâ und der Sieger erhĂ€lt so viele Liter Bier wie die Frau auf die Waage bringt - habe er sich auf einen Kompromiss eingelassen. Die Ausschreibung habe er so korrigiert, dass jetzt theoretisch auch Frauen ihren âPartnerâ oder ihre âPartnerinâ durchs Ziel tragen können. âAber wenn ich jetzt anfange, MĂ€nner auf den Balkon zu stellen und Frauen ĂŒber die Leiter zu schicken, fĂŒr so ein Spiel meldet sich doch niemandâ, sagt der 27-JĂ€hrige. Er werde den Wettbewerb auĂerhalb des UnigelĂ€ndes nachholen.
Maulkorb fĂŒr Gleichstellungsbeauftragte
Die Gleichstellungsbeauftragte Dr. Claudia Krell und deren Vertreterin Birgit StĂŒmpfl reagieren auf Medienanfragen nicht. Als "Mitglied der Verwaltung" dĂŒrften sie keine Stellungnahme abgeben, erklĂ€rt Uni-Sprecherin Katrina Jordan. "Es wird eine offizielle Mitteilung am Nachmttag herausgegeben." Von einem "Verbot" könne keine Rede sein. Schilling erklĂ€rt allerdings, dass er unmissverstĂ€ndlich auf die internen Richtlinien und Konsequenzen hingewiesen worden sei.
Jura-Professor: "Undurchdachte Aktion"
Es handele sich um eine "undurchdachte Aktion, die den berechtigten Belangen von Gleichberechtigung einen "BĂ€rendienst" erweist, kritisiert der Passauer Jura-Professor Holm Putzke das Vorgehen der Beauftragten Krell. Putzke ist ein eifriger Teilnehmer und Freund der Unterhaltungsspiele am Campus.
Ins Leben gerufen hat den âFensterlwettbewerbâ ein österreichischer GetrĂ€nkehersteller, der seinen Energiedrink bevorzugt mit Sport- und LeistungswettkĂ€mpfen vermarktet. Gesponsert von einem Passauer Wirt sollte fĂŒr das Passauer Uni-Sportfest dieser Wettkampf imitiert werden. Hier das Werbe-Video:
Ist âFensterlnâ frauenfeindlich? Im Netzwerk wird jetzt eifrig darĂŒber diskutiert.
"Ihr schreibt selbst von dem Motto "Holz vor der HĂŒttn, Fensterln und Nageln" und wundert euch dann allen ernstes, dass euch vorgeworfen wird, Frauen zu Objekten zu degradieren. das ist schon ziemlich dumm", meint Ex-Student Kevin Schmidt. Auf der anderen Seite nennen viele Frauen diesen Vorgang "lĂ€cherlich". Ex-Studentin Chrstiane Biebl schreibt, man könne nur hoffen, dass genĂŒgend Zeit bleibt, sich mit den wirklich ernsten FĂ€llen von Diskriminierung zu beschĂ€ftigten.
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Unserer Anfrage an die Gleichstellungsbeauftragte von 9 Uhr wurde von der Pressesprecherin der "Zentrale Verwaltung, Abteilung Kommunikation und Marketing" offiziell um 14.30 Uhr schriftlich wie folgt beantwortet:
Anfrage von: Hubert Denk
Medium: mediendenk/BĂŒrgerblick
Thema: Absage der Veranstaltung âFensterlkönigâ
Wann und wie wurde das Verbot fĂŒr die Veranstaltung âFensterlkönigâ erteilt? Die Veranstaltung wurde weder von Seiten der Gleichstellungsbeauftragten noch seitens der UniversitĂ€t verboten. Die Veranstalter hatten im GesprĂ€ch mit der Gleichstellungsbeauftragten zu einer Kompromisslösung in der Kommunikation und DurchfĂŒhrung gefunden, mit der die Veranstaltung dem gesetzlich vorgeschriebenen Gleichstellungsauftrag der UniversitĂ€t genĂŒgt hĂ€tte. Somit hĂ€tte die Veranstaltung aus Sicht der UniversitĂ€t stattfinden können. Der veranstaltende Verein hat die Veranstaltung aus eigenen BeweggrĂŒnden abgesagt.
Wie begegnen Sie folgender im Netz verbreiteter Kritik: âDer Genderwahnsinn nimmt Ăberhandâ, schreibt der RCDS. Es sei âweit am Ziel vorbeigeschossen wurdenâ, urteilt die liberale Hochschulgruppe. âEs wurde nicht begriffen, dass es sich hier um das spaĂhafte Aufgreifen einer (ĂŒbrigens die Frau ehrenden) Tradition gehtâ. Die UniversitĂ€t hat nicht im Sinn, Traditionen geringzuschĂ€tzen. Sie hat den gesetzlichen Auftrag und das Leitbild, MĂ€nner und Frauen gleich zu behandeln. Offizielle Veranstaltungen der UniversitĂ€t mĂŒssen diesem Auftrag entsprechen, alles andere wĂ€re gesetzeswidrig. In der ursprĂŒnglichen Konzeption der Veranstaltung waren Frauen von der Teilnahme ausgeschlossen, was bei einer öffentlichen universitĂ€ren Veranstaltung nicht sein darf. Die veranstaltenden Studierenden* vom Verein Sportstudenten Passau e.V. haben sich mit der Gleichstellungsbeauftragten daraufhin wie folgt abgesprochen: Das Angebot wird dahingehend geĂ€ndert, dass sowohl MĂ€nner als auch Frauen an diesem Wettkampf teilnehmen können. Der Schritt, die Veranstaltung ganz abzusagen, ging alleine vom veranstaltenden Verein selbst aus.
Dass MĂ€nner bei einem Wettlauf ihre âBrĂ€uteâ tragen, âWife Carryingâ, ist ein weiterer Programmteil der âSportveranstaltungâ. Was ist die Meinung der Gleichstellungsbeauftragten dazu? Die UniversitĂ€t und ihre Gleichstellungsbeauftragte haben VerstĂ€ndnis dafĂŒr, dass die Veranstaltenden* den Titel, der eine international feststehende Bezeichnung dieser Disziplin darstellt, nicht in eine geschlechterneutralere Version, beispielsweise âPartner Carryingâ, Ă€ndern möchten. Der Titel der Veranstaltung kann deshalb gerne so bestehen bleiben. Mit den studentischen Veranstalterinnen und Veranstaltern wurde besprochen, den Text dahingehend deutlicher zu formulieren, dass alle Arten von Besetzungen â Mann trĂ€gt Frau, Frau trĂ€gt Mann sowie gleichgeschlechtliche Besetzungen â möglich sind. Damit zeigten sich die Veranstaltenden* einverstanden.
*gemeint sind schlicht Veranstalter und Studenten, die als Veranstalter auftreten.