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| Dahmeland >> Sonntag, 02. Mai 10
Wochenmarkt statt SupermarktPassau - „Einerseits wollen wir möglichst billig einkaufen, andererseits erwarten wir aber auch gute Qualität. Beides zusammen geht meist nicht,“ sagt Andrea Zerwes, Kulturwissenschaftsstudentin. Mit der Passauer Hochschulgruppe „Sneep“, einem studentischen Netzwerk für Wirtschafts- und Unternehmensethik, greift sie gerade ein heißes Eisen an:„Bis an die Grenze der Geschmacklosigkeit? Lebensmittelindustrie und Ethik.“ Vier Jahre liegt der sogenannte Gammelfleischskandals zurück. Überall in der Republik fliegt auf, wie tonnenweise seit Jahren abgelaufenes, verdorbenes Fleisch als Frischware umetikettiert wird und über Metzgereien und die Fleischtheken der Supermärkte auf unsere Teller gelangt. Im Trubel vergisst man das gefundene Gammelfleisch. Es landet natürlich in der Abfalltonne. Aber da bleibt es nicht. Es wird als „Exportgut“ wieder verkauft, zum Beispiel nach Osteuropa. Dort wird das Gammelfleisch zu Würsten und Schnitzeln verarbeitet. Und diese werden nach Europa, auch nach Deutschland zurückexportiert und landen in denselben Gefriertheken, in denen die Beamten das Fleisch kurz zuvor aufgespürt haben. Vorsicht vor verpacktem Fleisch Es verwundert also nicht, dass das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit mehr als 30 Prozent aller Fleischproben beanstandet– mehr als die Hälfte wegen gesundheitlicher Risiken für den Verbraucher. Auch andere Lebensmittel sind betroffen: In einigen Supermärkten türmt sich von Pestiziden verseuchtes Obst. Nicht nur Lebensmittelindustrie und Politik seien an den skandalösen Verhältnissen Schuld, sagt Zerwes, sondern auch der Konsument habe mit einer „Geiz ist geil“-Mentalität dazu beigetragen. Die Politik mache es sich nach Zerwes Ansicht zu einfach. Der Verbraucher könne ja mit dem Einkaufswagen abstimmen, welche Produkte er will oder nicht. „Momentan ist es noch eine Frage des Geldes, ob man sich eine ökologische Ernährung leisten kann.“ Fastfood für Arme, Bio-Kost für Reiche? Was de facto auf eine Zwei-Klassen-Ernährung hinausläuft – so der Gründer der Verbraucherrechtsorganisation foodwatch, Thilo Bode. Nur Reiche können sich noch gute Lebensmittel leisten, der Rest muss sich mit gesundheitsgefährdender Kost begnügen. Doch bei der schockierenden Analyse will Zerwes nicht stehen bleiben. Sie denkt auch über Lösungsansätze nach: „Die Politik muss dafür sorgen, dass Bio-Produkte erschwinglich werden. Am besten wäre es, wenn der Preis der Produkte danach bestimmt werden würde, wie viel Schaden diese verursachen und wie viel Energie sie verbrauchen. Konventionelle Produkte wären dann viel teurer als die Bio-Produkte und jeder Konsument würde automatisch zu Bio-Produkten greifen. Auch ein Schnitzel jeden Tag geht dann eben nicht mehr.“ Wochenmarkt statt Supermarkt Doch damit die Politik aufwacht, braucht es eine Verbraucherbewegung. Da wird Zerwes nachdenklich. „Gesellschaftliche Veränderungen wurden noch nie erkauft, sondern erkämpft, wie die Ökobewegung in den 70er und 80er Jahren gezeigt hat. Aber eine solche kritische Masse, die sich mobilisiert, gibt es leider nicht. Konsum ist absolut individuell und nicht organisiert.“ Es ist also noch ein langer Weg zu einer vernünftigen Lebensmittelpolitik. Was man derweil tun könne? Zerwes weiß Rat: „Ich empfehle immer den Wochenmarkt. Da kann man regionale Produkte kaufen, die zudem auch noch preiswert sind.“ Die Vortragsreihe „Bis an die Grenze der Geschmacklosigkeit? Lebensmittelindustrie und Ethik“ findet noch bis 6. Mai im International House der Universität Passau statt. Referent ist u.a. der Geschäftsführer von Bionade, Peter Kowalsky. Weitere Informationen auf: www.sneep.info/Passau Wer sich über das Ausmaß dieses systematischen Lebensmittelskandals informieren will, dem ist das Buch „Abgespeist“ von Thilo Bode zu empfehlen. Der Verbraucheraktivist besticht mit akribischer Recherche und hoher Anschaulichkeit. ch
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