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Biowirtshaus "Stelzlhof" mit Südterrasse. Archivaufnahme vom Sommer 2012. (Foto: mediendenk)
Wirtshaussterben

Passau-Hacklberg: Biowirtshaus im Stelzlhof wird Geschichte

Das älteste Passauer Biowirtshaus liegt hoch über der Donau im Nordwesten der Stadt. Wer vom Auerbacher Stachus über die Bahnunterführung zur Bundesstraße 8 fährt, kann derzeit hinter blattlosen Bäumen das feudale Gebäude am Flussufer gegenüber sehen. Weiße Fassade mit gelben Verzierungen, mit Ziegeln gedecktes Satteldach, Türen und Fenster im historischen Original.

Der Stelzlhof, ein Ort mit 500-jähriger Geschichte, ist seit 2007 Liebhabern und Kennern der naturnahen Küche ein Begriff. Moritz Fliegerbauer hat dort in zweiter Generation als Koch die Philosophie seines Vaters „Charly“ fortgeführt: Verwerte kreativ, was die Natur uns schenkt, verschwende nichts. Wie Kuheuter schmackhaft zubereitet wird, haben Vater und Sohn 2015 für das Bayerische Fernsehen vorgeführt.

Konflikte um Privatbesitz und Geld haben ausgelöst, dass der "Stelzlhof" in wenigen Wochen als Ort der Gastlichkeit Geschichte ist. Im Septemberheft Nr. 158 hat diese Redaktion es erstmals thematisiert: „Spannungen am Stelzlhof“.

Die Beteiligten verhandeln noch. Fakt ist: Der Pachtvertrag für das Bio-Wirtshaus „Zum Fliegerbauer“, seit 2007 im Stelzlhof, läuft zum Jahresende aus. Ob er noch mal verlängert wird, hängt von den Parteien ab. Der Gutshof gehört dem Bio-Landwirt und Biokreis-Geschäftsführer Josef Brunnbauer. Anteil an der Immobilie hat Charly Fliegerbauer, der Pionier der Passauer Bio-Küche (1994 bis 2013, „Grüner Baum“) und Mitbegründer des Bund Naturschutzes. Sein Sohn Moritz hat das Bio-Wirtshaus am Stelzlhof übernommen. Brunnbauer, der den Pachtvertrag mit dem Wirt aufgekündigt hat, sagt: „Ich gehe auf die 60 zu.“ Da müsse man neue Weichen stellen. Er hat sich neben den Stelzlhof ein Haus gebaut. Wird das Wirtshaus zum Störfaktor? Moritz Fliegerbauer, nach seinen Plänen gefragt, hält sich bedeckt.

Letzte Möglichkeit zum Wirtshausbesuch

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Gedeckter Tisch mit Kreationen von Biokoch Moritz Fliegerbauer im "Stelzlhof". (Foto: Tobias Clemens Köhler/ Bürgerblick)
Als letzte Chance, das Biowirtshaus im Stelzlhof noch einmal zu besuchen oder es wenigstens einmal kennenzulernen, bleiben die nächsten beiden Januarwochen: freitags bis montags ist abends geöffnet, sonntags auch mittags. Biokoch Moritz Fliegerbauer, der am kommenden Samstag 45 wird, hat das Gfrett um den „Stelzlhof“ spürbar mitgenommen. Er freut sich dann auf einen Tapetenwechsel. Er geht nach Wien, wo seine Frau studiert.

Der Gastraum im „Stelzlhof“ hat eine besondere Atmosphäre. Altes Mobiliar, Tische und Stühle, wurden „recycelt“ wie es Charly Fliegerbauer einst formulierte. Der Gast fühlt sich aufgenommen wie in einer bäuerlichen Stube. Ein Werbetexter würde es „urgemütlich“ nennen. Wohin mit diesem schönen, geschichtsträchtigen Stelzlhof-Inventar?

Verbindung zwischen "Stelzlhof" und "Zur Fels´n"

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Wirt Moritz Fliegerbauer am historischen Hausportal, Nordseite vom "Stelzlhof" mit Biergarten. (Foto: Tobias Clemens Köhler/ Bürgerblick)
Der Autor dieser Zeilen hatte eine Idee, die vielleicht in die Tat umgesetzt wird: Das Innenleben vom Wirtshaus „Stelzlhof“ könnte im ehemaligen Wirtshaus „Zur Fels´n“ in der Ilzstadt seinen Fortbestand finden. Das denkmalgeschützte Gebäude ist von einem Bürgerverein mithilfe der öffentlichen Hand restauriert worden. In den ehemaligen Gasträumen im Erdgeschoß soll wieder ein gesellschaftlicher Treffpunkt entstehen. Sie stehen leer. Die Redaktion hat heute den Kontakt zwischen dem Stelzlhof-Wirt und dem Vereinsvorsitzenden der „Fels´n“-Freunde hergestellt. Im Telefonat kam heraus, dass es zwischen den beiden Häusern eine leuchtende Verbindung gibt: Am Stelzlhof hängt eine Außenlaterne vom ehemaligen Wirtshaus „Zur Fels`n“.

Was fällt uns zum Wirtshaussterben ein? Der "Gasthof Apfelkoch" westlich vom Klinikum wurde vor fünf Jahren abgerissen, das Innstädter Wirtshaus "Innbräu" ist zur Betriebskantine geworden,
das Gasthaus "Zur Goldenen Waage" am Residenzplatz in der Altstadt liegt verwaist. Wenigstens bei Letztgenanntem besteht Hoffnung. Die Betreiberbrauerei hat einen Neustart zum Saisonbeginn geplant.

HJD

 

 
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